Alte Serien, Filme, Musik: Die Corona-Pandemie erweckte die Lust am Gestrigen. Der fast Biedermeier-artige sehnsuchtsvolle Blick auf die Vergangenheit feierte seinen Höhepunkt erst kürzlich in der Reunion der Charaktere der Serie Friends – der Mutter aller Sitcoms. Vor über 17 Jahren abgedreht zählt sie noch immer Zuschauerzahlen im Millionen-Bereich. Auf dem Videoportal TikTok bespricht die Generation Y währenddessen Sturm-und-Drang-Klassiker von vor über 250 Jahren. Kurz wirkte es so, als wollten alle Menschen nichts Dringlicheres tun, als den Rest ihres Lebens in der Vergangenheit leben, nur um der Unsicherheit der Gegenwart zu entkommen. Die Frage nach der Rückkehr der alten Normalität wurde zum Sehnsuchtsmoment, auf den sich scheinbar alle einigen konnten.

Aber jetzt ist diese Zeit des Fragens langsam – zumindest vorerst – vorbei und mit ihr die Lust auf Gestriges. Schaut man auf die Welt aus einer eurozentrischen Perspektive, sind gerade viele Menschen aus dem Lockdown erwacht. Die Leute stürzen sich wieder lustvoll ins Getümmel, wollen aufrecht leben, statt verkrümmt und von Rückenschmerzen geplagt auf den Start der nächsten Videokonferenz zu warten oder in einer endlosen Schleife in einer Folge der aktuellen Lieblingsserie nach der anderen zu versinken. Und trotz des Wunschs nach unbekümmerter Freiheit sind wir noch nicht ganz angekommen im alten, neuen Leben – wir befinden uns genau in diesem Moment in einem Dazwischen.

Der Fotograf Patrick Schwalb widmet sich genau diesem Gefühl in seiner Fotoreihe und will Alt und Neu in einem Raum zusammenbringen. Die Fotos entstanden in einer alten Ziegelei in einem norddeutschen Dorf, die sich nun ein Schreiner als Werkstatt für seine sehr moderne Handwerkskunst umgebaut hat. Für das Neue im Alten steht auch das Styling von Tu Anh, die für diesen Ort ausschließlich Mode in modernen Weißtönen ausgewählt hat. Denn kaum etwas verkörpert die Sehnsucht nach dem Neuen im Alten, wie die Mode es tut – immer auf der Suche nach einem neuen Trend im ständigen Revival von längst vergangenen Modeerscheinungen. Niemand kennt die Ambivalenz nach dem Wunsch nach etwas Neuem im Alten, wie es die Designer*innen und Kreativen kennen. Schwalb sagt: „Es ist die Kreativität, die uns zu etwas Neuem führt.“