Strand für alle

Neun Tage, sieben Filme, Nikon F3

Plage pour tous – Ein Strand für alle – steht auf dem Felsen geschrieben. „Alle verdienen es mal an den Strand zu fahren“, sagt die Fotografin Sarah Willmeroth. Neun Tage lang fotografierte sie an Stränden in Marseille und Cassis. Neun Tage, sieben Filme und die Nikon F3, die sie dem Fotografen Markus Pritzi abgekauft hat. Maximal ein bis zwei Schüsse pro Motiv, Willmeroth ist nicht auf der Suche nach Perfektion: „Ich mag kleine ,Unfälle‘“, sagt die Fotografin zu ihren Bildern vom Ort der Ordnungslosigkeit.

Marseille: Eine Hafenstadt geprägt von Ungleichheit, von Korruption, von Kriminalität und Gewalt, und vom rechten Gedankengut der Front National, aber auch vom Widerstand der Marseillais, wie sich die Bewohner*innen der Stadt nennen. Die sich der Gentrifizierung standhaft widersetzten und das Chaos statt den Pariser Chic umarmen. Immer wieder sollte Ordnung in die durchmischte, fast an­ar­chische Metropole gebracht werden: von den Nazis, vom Kapitalismus, von überambitionierten Stadtplaner*innen. Und trotzdem schaffte es die Stadt, sich zu bewahren. Sie folgt keinem anderen Prinzip, als dass alle großen Straßen auf den Hafen zulaufen – und dem Prinzip der Ordnungslosigkeit.