Neue alte Schule

Alexander Roys schneidert an der Zukunft

Designer Alexander Roys im Portrait

Neue Talente zu finden ist unser Auftrag bei Achtung, denn wie man als Leser weiß, wir halten den Designern an die wir glauben immer die Stange. Gerne mal über Jahrzehnte. Stimmt’s Stephan Schneider, Lutz Huelle oder Dirk Schönberger? Aber keine Sorge, wir schauen immer. Designer Alexander Roys aus München ist uns letzten Sommer bei einem Studio-Besuch in München aufgefallen. Gutes Handwerk, klare Schnittführung und den Mut die Zukunft vorherzusehen. Die Cut-outs in seinen Mänteln wirken neu und offen. Offen für alles.

Hier eine kleine Einführung.

Achtung: Bitte beschreibe Deinen Werdegang?
Alexander Roys: Ich bin in München aufgewachsen. Für mein Studium bin ich nach Mailand und begann meine eigenen Kollektionen zu entwerfen. Die Zeit in Italien hat mich sehr geprägt. Die Wertschätzung für die Schneiderkunst ist vor allem in Städten wie Mailand immens. Aktuell mache ich meinen Master am Royal College of Art in London.

A: Dein Weg zum Ziel?
AR: Mit einem offenen und zugleich familiären Kreis aus Freunden zusammenarbeiten, den Weg teilen und etwas kreieren ist mir sehr wichtig. Die Idee des Einzelkämpfers gefällt mir nicht sonderlich.

Designer Alexander Roys futuristic fashion Maike Inga

Beton-grey work jacket with collar statement and large breast pockets with flaps and silver zip ALEXANDER ROYS; Grey cashmere top with high draped turtleneck ISABEL MARANT.

 

Designer Alexander Roys futuristic fashion white jacket Maike Inga

White jacket made from Italian nylon with reflective silver stitching ALEXANDER ROYS; White cotton hoodie and matching lounge-wear pants C.P. COMPANY; Cowboy styled heel boots in black leather CHRISTIAN LOUBOUTIN.

 

A: Was machst Du, das es noch nicht gibt?
AR: Allem voran versuche ich immer Arbeit zu produzieren, die sehr ehrlich ist. Referenzpunkte für die Kollektionen stecken meist in mir oder in meinem engen persönlichen Umfeld. Für mich steht eine Symbiose aus Eleganz, Sinnlichkeit und optimistischer Zukunft im Vordergrund. Ich glaube, dass das aktuell fehlt und ich würde gerne genau das vermitteln.

A: Deine Mode Helden?
AR: Für mich spielt Helmut Lang eine große Rolle. Seine Integrität, Kontextualisierung und Herangehensweise an Design ist für mich eine große Inspiration. Kompromisslose und aufrichtige Arbeit wie seine hat die Entwicklung der Mode sehr vorangebracht.

A: Deine Fotohelden?
AR: Einer der relevantesten und wichtigsten Fotografen ist für mich Michael Ullrich. Seine Art zu fotografieren ist unverkennbar und seine Bilder sind einfühlsam, dynamisch und fesselnd zugleich. Er ist einer meiner engsten Freunde und ich würde keinem meine Arbeit so sehr anvertrauen wie ihm.

Designer Alexander Roys Maike Inga Schwarzwald

Snowblind

A: Wo geht die Männermode hin?
AR: Ich glaube, dass nach Zeiten lauten Designs und viel Logosprache wieder mehr Wert auf Qualität gelegt wird. Ich merke schon seit einiger Zeit, dass sich wieder mehr auf Verarbeitung, Stofflichkeit und Schnitt fokussiert wird – weg von der Oberflächlichkeit großer Logo-Gestik. Es entwickelt sich ein bewussteres Verhältnis zur Mode und dem Kleidungsstück an sich, was ich sehr gut finde.

A: Warum klappt es nicht mit Mode aus Deutschland?
AR: Ich denke, dass in der Vergangenheit sehr gute Mode aus Deutschland und dem deutschsprachigen Raum kam. Mode, die sehr einflussreich war. Und auch jetzt gibt es spannendes Design aus Deutschland. Ich glaube aber vor allem, dass der Gedanke gute Mode müsse aus bestimmten Ländern wie etwa Italien oder Frankreich kommen nicht mehr zeitgemäß ist. Wir leben in einer vernetzten und internationalen Welt. Die Leute verstehen, dass gute Mode aus allen Teilen der Welt kommen kann.

A: Was machst Du am liebsten, wenn Du nichts tust?
AR: Ich bin ein großer Musikenthusiast. Ich liebe es ganz bewusst Musik zu hören und zu entdecken. Das entspannt mich und gibt mir gleichzeitig viel Energie.

A: Woher kommt das Geld, was in Deinen Kollektionen steckt?
AR: Gestartet habe ich, indem ich als Barkeeper gearbeitet habe, um meine Kollektionen zu finanzieren. Zusätzlich habe ich oftmals durch Freelance-Arbeit Teile meiner Kollektionen finanziert. Alles was ich durch meine Kollektionen einnehme reinvestiere ich direkt wieder in neue Designs.