Gemeinsam hoch hinaus!

Der wohl meist diskutierte Schuh der Saison

Overknees ohne Verruchtheit.

Wenn die kalifornische Komfort-Lifestylemarke UGG und das Pariser Avantgarde Label Y/Project zusammenarbeiten? Entsteht der wohl meist diskutierte Schuh der Saison.

Die Lust am gestalterischen Dialog ist dieser Tage dermaßen verbreitet, dass man eher nach Labels suchen müsste, die keine disziplinübergreifende Kooperation eingegangen sind. Es ist ja so, aus Notwendigkeit kaufen die meisten Menschen heute keine Mode mehr. Sie wollen unterhalten oder überrascht werden. Da passt es, dass immer mehr Marken auf Kooperationen setzen, die im besten Falle das jeweils andere Ende des Spektrums repräsentieren, um die Grenzen weiter zu verschieben. Ein einfaches „x“ dazwischen gesetzt und in der Mode scheint momentan alles möglich: Prada x Konstantin Grcic (Mode trifft auf Industriedesign), Diesel x Mustafa’s Gemüsekebap (Jeans trifft auf Berliner Food-Phänomen), Hood by Air x Pornhub (Streetwear trifft auf Sexvideos) oder eben Ugg x Y/Project.

Was auf den ersten Blick wie eine etwas ungewöhnliche Produkt-Ehe erscheint, macht bei der kalifornischen Lifestyle-Marke und dem provokanten Pariser Avantgarde-Label Y/Project aber durchaus Sinn, teilt man doch einen ähnlichen mindset und damit schon einmal die Voraussetzung für eine perfekte Verbindung. Denn ähnlich dem von den Underground-Kulturen der achtziger und neunziger Jahre inspirierten Label Y/Project des belgischen Designers Glenn Martens, das mit zu engen Tops, zu langen Ärmeln, zu großen Bomberjacken und zu dekonstruierten Schnittmustern verstört, steht auch die eher auf entspannte, kuschelige Heimeligkeit gepolte Marke UGG für etwas, was in der Mode gerade Hochkonjunktur hat: Sportlichkeit und Bequemlichkeit, Nostalgie, eine geschlechtslose Ästhetik und eine aufmüpfige Anti-Haltung gegenüber den etablierten Codes von Schönheit und Eleganz.

Männerbeine in XXL-Boots. 

Die Kampagne von Glenn Martens, fotografiert von Arnaud Lajeunie.

Und das Ergebnis der Zusammenarbeit?

Ist diesmal eine echte Überraschung. Denn der sonst knöchelhohe Boot ist ein Overknee geworden und einen Absatz gibt es auch noch. Zwar sind die Boots durchgängig in dem typischen Kastanienbraun gehalten und von innen mit weißem Lammfell gefüttert (einige wenige Modelle gibt es auch ganz in Schwarz), dem klassischen UGG-Design, das fest in den Köpfen verankert ist, hat Martens aber eine völlig neue Silhouette verschafft. Statt des üblichen knöchelhohen Abschlusses klettern die UGG´s nun weit über den Oberschenkel hinaus und erinnern zuweilen an professionelle Anglerstiefel.

Die fünfteilige Capsule Collection beinhaltet neben den Overknees noch Mules und Slipper. Eine gelungene Provokation von Y/Project: Bei der Kooperation wird, wie in seiner eigenen Kollektion auch, nicht zwischen Männern und Frauen unterschieden – die Schuhe sind unisex. Eine durchaus clevere Schlussfolgerung auf den Zeitgeist.

Ebenso ungewöhnlich, die Kampagne, die unter der Regie des belgischen Designers entstand und in der die Models sich wie Venus, Apollo oder Hercules, allesamt Figuren der griechischen Mythologie, in den Entwürfen räkeln. „Das Bild, das wir vor Augen hatten, war „Die Geburt der Venus“. Ich wollte diesen Klassiker neu interpretieren, wie wir es auch mit dem Schuh getan haben – einem der legendärsten Schuhe der Welt. Deshalb dachte ich, es würde mit „Der Geburt der Venus“ funktionieren. Das Bild ist ebenso eine Ikone wie der Schuh.“ Und den trägt man jetzt halt bis oberhalb des Knies. „Warum nur die Füße in angenehm weiches und kuscheliges Lammfell betten, wenn man doch auch das ganze Bein damit umhüllen kann?“, soll Martens die Verantwortlichen der Marke gefragt haben als er seine neue UGG-Silhouette vorstellte. Recht hat er angesichts des nahenden Temperatursturzes da draußen. Warum eigentlich nicht?!

Die limitierte, fünfteilige Kollektion ist ab dem 01. Oktober exklusiv auf mytheresa.com erhältlich.