Wann und wo die Deutsche Mode stattfindet ist eigentlich wurscht. Ob auf der Frankfurt Fashion Week, die mehr und mehr problembehaftet daherkommt, oder auf der Berliner, die Daten gewechselt hat und der es an richtig guten Designer*innen mangelt. Oder eben in Paris, wo Designer*innen wie Marie-Christine Statz mit Gauchere oder Lutz Huelle richtige Mode am richtigen Ort machen und sich international messen. Hauptsache es gibt sie, die Deutsche Mode. Und in Berlin hat sich der Berliner Salon über die Jahre mehr und mehr als einzig relevante Plattform des Status Quo etabliert. Mit der Energie von Ex-Vogue Chefredakteurin Christiane Arp, die sich der Sache ehrenamtlich widmet und ihre frühere Modechefin Nicola Knels als Stylistin mitbringt oder dem Mitinitiator Marcus Kurz von der Firma Nowadays. Auch am Berliner Salon wird gemäkelt, aber wenn dann im Kraftwerk an der Spree die Puppen aufgestellt und gestylt sind, dann kann man sich ein Bild davon machen, wer in Deutschland zählt. Wir haben mit unserem Berliner Cheffotografen Gregor Hohenberg im Auftrag des FAZ Magazins die besten Mitglieder des Salons 2022 am ukrainischen Model Kateryna Zub im Regierungsviertel und Berlin Mitte inszeniert.
Detlev Diehm: Der Münchner Maßschneider steht für authentischen Stil zwischen Disziplin und Lockerheit. Früher bei Regent, jetzt selbstständig mit eigenem Massatelier, das er regelmäßig zu Andreas Murkudis in Berlin und seinen Kunden bringt, sind seine Schnitte und präzise Verarbeitung auch tolle Mode.
Konrad: Beim Label Konrad geht es um bequeme Kleidungsstücke, die durch künstlerische Drucke auf Steppoberflächen herausstechen. Dabei werden nur recycelte oder natürliche Materialien verwendet, alles hundert Prozent Made in Germany.
LML Studio: LML Studio, benannt nach Gründer Lucas Meyer-Leclère, wurde in Berlin aus dem Wunsch heraus geboren, die Schönheit des Handwerks bestehender Kleidungsstücke zu zeigen. Meyer-Leclère hat für Berliner Verhältnisse auch einen beeindruckenden Lebenslauf mit Stationen bei Karl Lagerfeld und Raf Simons.
Aeyde: Das 2015 gegründete Berliner Schuh- und Accessoire-Unternehmen Aeyde ist eine heimliche Erfolgsstory. Creative Director Luisa Dames macht einfache Sachen einfach gut. Wie die Schuhe in dieser Modestrecke.
René Storck: Der Modedesigner René Storck sieht sich selbst eher als Dienstleister und wir ihn dem Erbe von Jil Sander verpflichtet. Minimales Design mit den besten Stoffen gemacht in Ateliers in und um Frankfurt für eine treue Kundschaft. Auch das ist Mode.
Horror Vacui: Seit 2018 ist Anna Heinrich mit Horror Vacui fester Teil des Berliner Salons. “Der Angst vor dem Leeren” (Lateinisch für Horror Vacui) wirkt die Designerin mit multidimensionalen Elementen, viel Farbe, Drucken und Trachtenromantik entgegen.
Odeeh: Seit 2008 stehen Jörg Ehrlich und Otto Drögsler mit ihrem Label Odeeh für gutes deutsches Modedesign. Schlichte Silhouetten und oft heitere Prints sind die Spezialitäten des Hauses aus dem unteren Frankenland.
Société Angelique: Société Angelique wurde von Angelika Kammann in Mönchengladbach gegründet. Nach vielen Jahren in der Branche mit Stationen bei Wunderkind oder Escada, geht es der Designerin jetzt allein um Nachhaltigkeit im Einklang mit gutem Preis und Qualität. Für jedes Kleidungsstück wird ein QR-Code generiert, der dem Kunden zeigt, wo das Kleidungsstück hergestellt wird, woher der Stoff stammt. Und es sieht gut aus.
Jean Gritsfeldt: Der ukrainische Designer Jean Gritsfeldt war fest für den diesjährigen Berliner Salon eingeplant. Dann kam der Krieg und keine Möglichkeit mehr seine Stücke in die Hauptstadt zu bringen. Das Schöne im Schrecklichen: Seine Kollektion wurde mit Hilfe einer Gruppe von jungen Berliner Designer*innen noch mal gemacht.
Photos: Gregor Hohenberg
Styling: Markus Ebner
Model: Kateryna Zub | M4
Mode-Assistenz: Alex Rottenmanner
Styling-Assistenz: Valerie Specht & Lukas Freudenberg
Foto-Assistenz: Jizhe Li
Dank an Juliane Rumpf (Nowadays) und Marcus Kurz (Nowadays)
Fotografiert am 11. März 2022 in Berlin.