Das Phänomen K

„Seoul ist keine homogene Stadt.“

Das Phänomen K Seoul City Fassade lights

Mit seiner Installation Seoul 10Soul beweist Andreas Murkudis während des Gallery Weekend, dass K-Mode momentan ebenso visionär ist wie die Kunst.

Wir bei Achtung glauben ja schon länger daran: Seoul wird DER nächste big player der internationalen Modewelt. Nicht umsonst haben wir der Stadt, die sich ständig nach vorne bewegt, in unserer aktuellen Ausgabe Nr. 35 ein ganzes Special gewidmet. Warum? Weil Korea der Welt gerade mit Humor und Selbstbewusstsein einen ganz eigenen Sinn für Schönheit beweist. Und das mit einer Mode, die so naiv es auch klingt, einfach Spaß macht. Bei der sich Minimalismus und Maximalismus anstatt im Widerspruch zu stehen, auf einmal perfekt ergänzen.

Jemand, der die koreanische Mode ebenso begeistert verfolgt wie wir, ist der Gründer des gleichnamigen Concept Stores und langjähriger Achtung-Freund, Andreas Murkudis. Mit ihm sprachen wir anlässlich der Ausstellung Seoul 10Soul über die Innovationskraft der ostasiatischen Stadt, aus der gerade etwas auf uns zukommt.

Seoul 10Soul at Andreas Murkudis – kannst Du Dich noch daran erinnern: wann bist Du das erste Mal auf Mode aus Korea gestoßen?

Ich war das erste Mal vor drei Jahren in Seoul zur Fashion Week und habe mich danach intensiver mit der koreanischen Mode auseinandergesetzt. Seitdem bin ich in jede Saison dort. Mittlerweile verkaufen wir auch koreanische Labels hier bei uns im Store, wie z.B. Ader Error oder Rokh, der allerdings in London sitzt.

Dein erster Eindruck von Seoul?

Die Stadt und die Menschen dort haben mich sehr fasziniert. Seoul ist keine homogene Stadt, es bewegt sich dort halt sehr viel. Und vor allem die jungen Menschen, sind wahnsinnig begeistert von Mode. Das spürt man während der Fashion Week an jeder Ecke. Eine Euphorie, die einen fast ein bisschen ansteckt. Dieses Gefühl, diese Leidenschaft für Mode, spürt man in Europa ja mittlerweile eher selten.

Was fasziniert dich an der koreanischen Mode besonders?

Es gibt ständig neue Talente und die riskieren, anders als bei uns in Berlin, auch etwas, experimentieren viel. Das hat mich vor allem fasziniert: Die Koreaner versuchen nicht kommerziell zu sein, die wollen keine Kompromisse. Die wollen das zeigen, was sie fühlen und glauben. Egal, ob es sich verkauft oder nicht.

Koreanische Mode ist…

Eine gute Mischung. Das zeigt sich auch bei den 10 Designern, die wir bei Seoul 10Soul zeigen. Du findest viel Sportswear vor, aber auch Kollektionen, die eleganter sind. Und dann wiederum theatralische Mode, die mit viel Spitze und Latex arbeiten. Und ein weiteres Plus: sie ist meistens sehr gut verarbeitet.

Wie würdest du den koreanischen Stil beschreiben?

Er ist eigentlich eher sportlich, sehr unkommerziell gedacht und eben auch ein bisschen provokativ.

Deine drei Worte zu Seoul…

Da gibt es nur ein Wort: spannend. Seoul ist eine der überraschendsten Städte, die ich jemals besucht habe.

Dein liebstes koreanisches Gericht?

Ich weiß nicht, ob es mein liebstes Gericht ist. Aber auf jeden Fall, das Ungewöhnlichste. Sannakji, eine koreanische Spezialität. Ein lebender Oktopus, der mit Chilisauce serviert wird.

Seoul und Berlin: warum passt das zusammen?

Beides sind vibrierende Städte, in deren Alltag Du Dich treiben lassen kannst und immer wieder Dinge entdeckst. Und die Jugendbewegungen in Berlin sind ebenso spannend wie in Seoul. Nur in Sachen Mode, trennen die beiden Städte leider Welten.

Warum ist gerade jetzt der Hype um Korea und koreanische Labels so groß?

Die Koreaner machen es einfach genau richtig. Die Seoul Fashion Week ist eine der professionellsten Modewochen, die ich jemals besucht habe. Alle Schauen sind in einem Gebäude, man wird bestens über die Labels informiert. Und sie sind bemüht ihre Talente auch im Ausland zu promoten. Seoul 10Soul war vorher z.B. schon bei Selfridges in London zu sehen und wird im Herbst bei Opening Ceremony in New York ausgestellt.

Es gibt also einen Masterplan.

Genau. Du merkst, dass Korea das wirklich will. Dass der Staat und auch die Stadt Seoul Mode als Wirtschaftsfaktor und als Kulturgut ansieht. Und dementsprechend auch Geld reinsteckt. All das, was ich mir auch für Deutschland und seine Mode wünschen würde.