William Fan lud am dritten Tag der Berliner Modewoche dieses Mal nicht zu einer Schau, sondern zum Frühstück in den Gallery Space vom Château Royal. „Breakfast at William’s“ also ganz passend, denn neben seiner neuen Kollektion „On Duty“ präsentierte er auch seine erste Schmucklinie. Natürlich nicht einfach so, sondern in Kollaboration mit dem Top Möbelhersteller USM wurden eigens für die Präsentation Vitrinen hergestellt und konfiguriert. Das William Fan ein Designer mit Geschmack auf mehreren Ebenen ist, wussten wir schon vor ein paar Jahren, als wir ihn gebeten haben in unserer Kolumne „Leibgericht“ was für uns zu kochen. Das zieht sich wohl durch, der Schmuck wurde auf Reisbetten oder inmitten von Essstäbchen gezeigt und heißt „Table Staple“. Neben Ringen, Ohrringen und Kettchen gab es auch Taschen, die wie aus tausend kleinen Kügelchen gemacht waren. Die Mode wurde im für William Fan überraschend kleinem Format präsentiert. Wie in einem Karussell standen nie mehr als drei Models zwischen den USM-Vitrinen zur Begutachtung der neuen Kollektion, die dieses Mal eher farblich gedeckt, aber mit den Fan-typischen Details wie kluger Schnitt und wunderbarer Verarbeitung glänzten. Gestärkt ging es dann also weiter.
Das Wetter spielte heute glücklicherweise wieder etwas mehr mit, für Horror Vacui gings nämlich in den Kollonadenhof auf der Museumsinsel. Eine Marke bekannt für ihre hohe Achtung vorm Handwerk und ein scharfes Auge für feinste Details. Die Designerin Anna Heinrichs war selbst noch letztes Wochenende in ihrer eigenen Manufaktur in der Ukraine, um die Kollektion abzuholen. Die Manufaktur, der dann wohl die Smoking-Technik zu verdanken ist, die auf vielen der Kollektionsteile zu sehen war. Tolle Blusen und Röcke mit Origami-Einsätzen, wild-farbige Stoffe, außer am Anfang, der war nämlich eher dunkler, mit einer Hand voller Uni-schwarzer Roben zur Eröffnung. Zum Ende hin wurde es immer fröhlicher und freundlicher mit Herzchen und Blümchen und Stoffe, die aussahen als wären sie aus Omas Küche. Eine dünne Stola aus Herzen, die sich in Blitze änderte, war vielleicht eine Referenz zum Land, in der sie hergestellt wurde, welches sich noch immer in einem Krieg befindet und die Hoffnung darauf, dass Liebe gewinnen wird, oder wenigstens unterstützend wirkt. Untermalt mit einer Fred Again Playlist, ein schönes Sentiment zum zehnten Geburtstag der Marke, die zum ersten Mal auf dem Laufsteg zeigte.
Ok, wir geben‘s zu. Die letzten beiden Tage war der einmal tägliche Wedding Ausflug lustig, aber die SF1OG Show im Umspannwerk in Reinickendorf war dann echt sehr weit ab. Deswegen dann wohl auch die Verspätung. Die Looks waren cool, toned down Berlin-core. Die Strick-Tops mit abhängendem Saum sind wohl gute Branding-Möglichkeiten, ohne auf ein Logo zurückgreifen zu müssen. Clever. Die Hunde am Laufsteg als Accessoire bei hallender Live-Rock-Musik dann eher unclever. Für die Männer gab‘s Strumpfhosen a la Lazoschmidl oder Martin Niklas Wieser. Die Eastpak Kollaboration scheint auch noch aufrecht zu sein, zu sehen an den Mini-Rucksäcken getragen von Models, die sich im Zeitlupen-Tempo fortbewegt haben. Warum im Umspannwerk? Frag‘ uns nicht. Aber solange die Hype-Blase um die Marke den Weg auf sich nimmt, machen die aus dem Seitenflügel im ersten Obergeschoss bestimmt etwas richtig.
Weiter ging es am anderen Ende der Stadt mit der Show von Clara Colette Miramon. Im Ballhaus Rixdorf am Kottbusser Damm lud Clara, ein Vorname der in der Berliner Modebubble wie etwa Cher oder Madonna wirkt, und keinen Nachnamen braucht, zur Schau. Der Raum war komplett weiß, Ballsaal eben, in der Mitte ein Haufen nasser Sand, obendrauf drapiert ein regloses Model in weißer Chiffon-Robe und langen braunen Locken. Wir betraten also „Disney’s Little Mermaid“-Terrain, buchstäblich. Was folgte waren hauptsächlich weiße Outfits, ein paar Corsagen und Looks für die heutige „Office Siren“ die nach der Arbeit aber noch Tanzunterricht hat, und danach aber wieder zurück ins Büro muss und vor lauter Stress auch mal den Blazer verkehrt anzieht. Viel grauer Jersey, wie zum Beispiel der Hoodie, der in eine Korsage-Ästhetik umfunktioniert wurde und mit einem rüschigen Rock getragen wurde. All in all unterhaltsam und auf jeden Fall auch manches tragbar. Bis zum nächsten Mal!