A50: Anna Blessmann

„Kleidung designen ist kein Job, eher eine Lebensweise.“

A50 sind 50 persönliche Fragen an die Nominierten unserer A50 Liste der wichtigsten Deutschen in der Mode 2019.

Es gibt schlechtere Entrees als den Segen von Virgil Abloh, der Anna Blessmann darin bestärkt haben soll, ihr Label vergangenes Jahr zu starten. Und das kreative Umfeld könnte auch sonst deutlich schlechter sein: Die in Berlin geborene Bildhauerin Blessmann ist mit dem legendären Peter Saville verheiratet. Ihre System Wardrobe besteht aus zeitlosen, funktionellen Teilen, ohne Logos, ohne anderen Schnickschnack – designed to last. Blessmann selbst benutzt angeblich sogar die gleiche Teekanne seit 20 Jahren

1. Wo fühlen Sie sich Zuhause? 

Überall und nirgends.

2. Mögen Sie ihren Namen?

Ja.

3. Ihr bestes Arbeitsoutfit?

Mein bevorzugtes Arbeitsoutfit ist entweder ein Overall oder eine Trainingshose und Unterhemd, am liebsten Barfuß.

4. Sind Sie pünktlich?

Meistens.

5. Ihr letzter Urlaub?

Ein langes Wochenende in Florenz im Juni.

6. Wovor fürchten Sie sich?

Meinen Verstand zu verlieren.

7. Was möchten Sie noch erreichen? Wovon träumen Sie?

Von der perfekten Balance zwischen Kunst, Leben und Arbeit.

8. Haben Sie studiert? Wenn ja was?

Ja; Bildende Kunst – Meisterschüler an der UdK Berlin.

9. Ihr erster Job?

Mit 15, die Rolle von Tatyana in Eugene Onegin in einem Dokumentarfilm über Alexander Pushkin.

10. Schlimmster Job den Sie je hatten? 

Ich hatte nie einen schlimmen Job. Ein paar unangenehme Erfahrungen beim Modeln, aber nichts wirklich Schlimmes.

Skizzen für A_Plan_Application Herbst/Winter 2018.

11. Was mögen Sie an Ihrem Job?

Ich sehe Kunst machen, oder auch Kleidung designen nicht wirklich als Job, eher als Lebensweise. Am Kleidung machen mag ich, dass es sehr direkt ist. Andere mögen es sofort oder nicht, die Hose passt oder nicht… – Kunst dagegen dauert, ist ungewiss und frei.

12. Größte Stärke?

Ich habe einen sehr guten Instinkt, ein gutes Konzentrationsvermögen und einen klaren Kopf. 

13. Größte Schwäche?

Ein breiteres Kreuz und eine dickere Haut wären manchmal hilfreich.

14. Ohne welche App können Sie nicht mehr leben? 

Es geht natürlich alles auch ohne, aber Google Translate und WhatsApp sind schon sehr nützlich.

15. Welches Bild ziert ihren Bildschirmschoner?

Kein Bild – nur schwarz bzw. hellgrau auf dem Laptop. 

16. Wertvollster Besitz?

Meine Notiz- und Skizzenbücher, Fotos, Zeichnungen und Skulpturen.

17. Was liegt neben Ihrem Bett?

Bücher. Zurzeit Volatile Bodies: Toward A Corporeal Feminism von Elizabeth Grosz und George Batailles Story of the Eye; sowie Skizzenbücher, Zettel, Stifte, eine Schlafmaske und immer eine Flasche Wasser. 

18. Wann haben Sie das letzte Mal geweint?

Sag’ ich nicht.

19. Und zu Tränen gelacht?

Gerade eben – als mein Freund ‘rumgekaspert hat. 

20. Das meist überschätzte Produkt?

Unmöglich zu sagen. Die Welt ist voll von überschätzten Produkten: Spiralizer, Vitamin-Wasser, Diät-Pillen‚ Beauty Apps – eine endlose Liste.

21. Persönliche guilty pleasures?

Ich empfinde keinerlei Schuld am Vergnügen. Es ist doch gut, wenn man Freude oder Genuss empfindet! 

22. Welche Serie zuletzt geguckt?

Killing Eve und What We Do in the Shadows.

23. Welches Auto fahren Sie?

Ich habe kein Auto.

24. Was wollten Sie (als Kind) eigentlich werden?

Ich wollte Künstlerin werden, weil ich dachte alle Menschen sind Künstler. Kreieren ist was Menschen machen. Erst als ich eingeschult wurde, dämmerte es mir, dass die meisten anders leben.

25. In welcher Dekade wären Sie stilistisch am besten aufgehoben?

Mich interessiert das Jetzt und wie die nahe Zukunft aussehen wird.

26. Ihre Meinung: Deutschland und die Mode?

Kann ich nicht wirklich beurteilen. Ich arbeite international.

27. Ein Satz, der Sie geprägt hat?

Ein Satz aus der Quantenphysik der mich fasziniert ist: “Everything that can happen does happen.”

28. Ihr bisheriges Karriere-Highlight?

In dem was ich tue denke ich nicht wirklich in Begriffen wie Karriere. Ich hatte das große Glück, dass ich bisher meistens tun konnte was ich wollte, was mir als wichtig erschien.

29. Karriere-Low?

Wenn Dinge schieflaufen ist das ja nicht unbedingt immer negativ. Es heißt, dass man was überdenken oder neu bewerten muss.

30. Wie viele Leute arbeiten für Sie?

Bisher zwei feste Mitarbeiter in meinem Büro in Mailand und viele freie Mitarbeiter die helfen.

31. Wie groß ist ihr Büro?

Zu klein.

32. Pflanzen im Büro?

Meist ein Blumenstrauß.

33. Was schätzen Sie an sich selbst?

Das ich meinem Gefühl trauen kann.

34. Ihr letzter (wertvoller) Gedanke?

Tief einatmen.

35. Ihr liebstes deutsches Wort?

Gestalt.

Fotoshooting für A_Plan_Application Herbst/Winter 2019.

42. Der Held ihrer Kindheit?

Die Rote Zora; dann Lancelot du Lac und Lord Byron. Mit 14 Andy Warhol und Joseph Beuys.

43. Die Namen ihrer Eltern?

Margret und Manfred.

44. Was machen diese beruflich? / Was haben diese beruflich gemacht?

Die sind beide Künstler.

45. Ihr Geburtsort?

West-Berlin.

41. Ihr Lieblingsmännername?

Habe nicht wirklich einen – ich mag die Namen der Menschen die mir nahe sind.

36. Tanzen Sie?

Ja!

37. Ihr Duft?

Shalimar oder Carnal Flower.

38. Ihre erste Schallplatte?

Die Erste, die ich selbst gekauft habe, war glaube ich The Velvet Underground & Nico – teils wegen Warhols Banane auf dem Cover.

39. Was halten Sie von der großen Liebe?

Alles. Am Ende ist unsere Fähigkeit zu lieben das Wichtigste.

40. Ihr Lieblingsfrauenname?

Habe nicht wirklich einen – ich mag die Namen der Menschen die mir nahe sind.

46. Wo wohnen Sie jetzt und warum?

In Berlin, London und Mailand: wegen Leben, Liebe und Arbeit.

47. Auf was sind Sie besonders stolz? 

Es dahin geschafft zu haben, wo ich jetzt bin.

48. Was ist Ihnen peinlich?

Denke ich nicht zu tief drüber nach.

49. Haben Sie Familie?

Ja.

50. Was wollen Sie unbedingt noch lernen?

Soviel wie möglich. Bis zum letzten Atemzug.

Anna Blessmanns Arbeitstisch. Fotos: A_Plan_Application Frühling/Sommer 2019.